Hinweise zur Erstellung einer schriftlichen Arbeit
Diese Seite mit Hinweisen zur Erstellung einer schriftlichen Arbeit soll den Aufbau, die Form und Struktur einer schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit erläutern und den Einstieg in den komplexen Vorgang des Erstellens einer schriftlichen Arbei vereinfachen. Dabei gibt es obligatorische Hinweise und Aspekte, die nur in einigen Fällen sinnvoll sind und somit ggf. Anpassungen notwendig machen.
Allgemeiner Aufbau
Die folgenden Ausführungen sollen einen Überblick über den Aufbau einer schriftlichen Arbeit geben. Die konkrete Ausgestaltung und der Aufbau der einzelnen Kapitel ergibt sich aus den Anforderungen der jeweiligen Arbeit und kann von dem hier vorgestellten abweichen.
Obligatorisches (ohne Seitenzahlen) :
- Deckblatt
- Eigenständigkeitserklärung
- ggf. Sperrvermerk
- Aufgabenstellung
- Kurzfassung/Abstract (bei deutschen Arbeiten deutsch zuerst)
Verzeichnisse (mit römischen Seitenzahlen):
- Inhaltsverzeichnis (Inhaltsverzeichnis steht selber nicht im Inhaltsverzeichnis drin!)
- Abkürzungsverzeichnis
- Symbol- / Formelzeichenverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
Lediglich das Inhaltsverzeichnis sowie das Abkürzungsverzeichnis (wenn Abkürzungen verwendet werden) sind zwingende Bestandteile der schriftlichen Arbeit. Das Inhaltsverzeichnis sollte drei Ebenen aufweisen. Allgemein verwendete Abkürzungen wie usw., z. B., etc. werden im Abkürzungsverzeichnis nicht aufgeführt.
Die Notwendigkeit für weitere Verzeichnisse ergibt sich aus dem Umfang der Arbeit. So ist ein Symbol- und Formelzeichenverzeichnis meist nicht erforderlich, wenn keine besonders umfangreichen Berechnungen vorgenommen werden und ausschließlich allgemeinbekannte / genormte Symbole und Formelzeichen verwendet werden. Die Notwendigkeit für Abbildungs- und Tabellenverzeichnis ist nach Augenmaß und Rücksprache mit dem Betreuer abzuschätzen und richtet sich i.d.R. nach dem Umfang der Abbildungen / Tabellen.
Hauptteil:
- Einleitung
- Grundlagen, Anforderungen
- Hauptteil (mehrere Kapitel üblich)
- Zusammenfassung und Ausblick
- Anhang
- Anhang A
- Anhang A.1
- ...
- Anhang B
- Anhang A
- Literaturverzeichnis
Die Überschriften von Kapiteln sollen möglichst konkret sein. Es gilt grundsätzlich: Je tiefer sich die Überschrift in der Hierachie befindet, desto expliziter sollte die Überschrift sein.
Hinweise zum grundsätzlichen Inhalt
- Abstract (deutsch + englisch)
- Ein Abstract ist nicht nur eine Einleitung im Sinne eines Vorworts oder einer Präambel, welche den Leser auf die Arbeit vorbereitet. Es muss vielmehr in Lage sein, die gesamte Arbeit möglichst kompakt wiederzugeben, wenn Zeit oder Platz für den Volltext nicht ausreichend sind.
- In wenigen Sätzen die ganze Arbeit zusammenfassen und Interesse wecken.
- Problem, Lösungsansätze und Kern-Ergebnisse nennen.
- Ein Abstract, in dem nur zusammgefasst, was getan wird, jedoch keine Kern-Ergebnisse (z.B. Verbesserung um x %) nennt, ist für niemanden hilfreich.
- max. ½ Seite pro Sprache
- Einleitung
- 1. Motivation (vom Allgemeinen ins Konkrete)
- 2. Stand der Wissenschaft und Einordnung der Arbeit in den Stand der Wissenschaft
- Für eine wissenschaftliche Arbeit ist dieser Aspekt von besonderer Wichtigkeit. Es muss ausreichend belegt werden, warum diese Arbeit das Attribut "wissenschaftlich" tragen darf. Dazu gehört u.a. die wissenschaftliche Notwendigkeit darzulegen, was der konkrete Anspruch dieser Arbeit ist.
- Das zu untersuchende Problem ist zu formulieren.
- 3. Zielsetzung der Arbeit und Überblick über den Aufbau
- Highlights zeigen, Zielsetzung (ggf. mit Nebenzielen) explizit formulieren
- Die Einleitung ist auf das Fazit abzustimmen.
- Die Einleitung ist das "wichtigste" Kapitel einer gelungenen Arbeit. Sie sollte die Lesenden in die grundlegende Fragestellung einführen und das Interesse wecken. Die Lesenden sind darauf vorzubereiten, was in der Arbeit zu erwarten ist. Es muss bereits hier der Roten Faden der Arbeit sichtbar werden.
- Grundlagen
- ggf. mehr als ein Kapitel, wenn Arbeit auch die Recherche zum Stand der Technik als Fokus aufweist
- Aktueller Stand der Wissenschaft / Technik, wenn nötig, kurz vorstellen. Dinge, die als im technischen Umfeld allgemeinbekannt angenommen werden können (z.B. U=R*I, Bernoulli-Gleichung), müssen nicht vorgestellt werden.
- Aktuell vorhandene Lösungsansätze vorstellen
- Wichtige Grundlagen für weitere Kapitel erlätuern ohne welche diese nur schwer verständlich sind
- Sollten für das Verständnis der Arbeit umfassende Grundlagen erforderlich sein, lassen sich die Details gut in den Anhang "auslagern".
- Haupt/Mittelteil
- besteht in der Regel aus mehreren Kapiteln je nach Art und Umfang der Arbeit
- z.B. Durchführungs- /Lösungs- /Modellierungs- /Implementierungsteil, Versuchsaufbau, Simulation, Analyse, Ergebnisse, Anwendungsbeispiele/ -szenarien, Messungen, Konzepte, Diskussion der Ergebnisse
- Wissenschaftlichen Anspruch beachten:
- Getroffene Entscheidungen müssen dokumentiert und begründet sein. Warum wurde Ansatz X und nicht Y gewählt? Was wäre prinzipiell noch möglich? Was sind die Einschränkungen? Worin könnten Fehler liegen?
- Die Methodik der Lösungsfindung muss dokumentiert werden. Nur so können andere Personen getroffene Entscheidungen objektiv nachvollziehen und die Ergebnisse bewerten.
- Die Anforderungen müssen klar dokumentiert sein. Siehe hierzu auch das V-Modell.
- Die verschiedenen Kapitel des Hauptteils benötigen einen Roten Faden untereinander. Es muss jederzeit ersichtlich sein, welches Ziel im Gesamtkontext der Arbeit der aktuelle Abschnitt erfüllt.
- Bezug zum eingangs motivierten Problem
- Die Ergebnisse müssen interpretiert und bewertet werden
- Bezug nehmen auf Grundlagen. Dies bestimmt im Wesentlichen den Umfang der erforderlichen Grundlagen.
- Abbildungen verwenden
- Abbildung können Inhalte übersichtlich erklären und zusammenfassen.
- Die Abbildungen sollten nicht zu ausführlich erläutert werden.
- Darstellung und Interpretation nach Möglichkeit trennen
- Tabellen zur Zusammenfassung verwenden
- Fazit/Ausblick
- Wesentliche Ergebnisse zeigen und würdigen!
- Keine neuen Erkenntnisse mehr, nur zusammenfassen
- Ins Allgemeine zurückführen, Ausblick auf weitere Forschungsthemen, Anwendungsmöglichkeiten, andere Lösungskonzepte, zukünftige Entwicklung, ...
- Aufgekommene Fragen, die nicht mehr beantwortet werden konnten
Anhänge
Ergänzungen, die relevant für Leser sind, aber den Lesefluss des Hauptteils stören würden.
- Es gilt: Der Hauptteil muss auch ohne den Anhang für den gut informierten Leser verständlich sein. Alles weitere, wie komplexe und lange Berechnungen oder repetitive Darstellungen sind in den Anhang zu überführen.
- Lange Berechnungen, große Tabellen, Datenblätter, Quellcode, umfangreiche Diagramme, detaillierte Ausführungen zum methodischen Vorgehen, ...
- Der Anhang ist im Hauptteil zu referenzieren!
- Ein Anhang ist keine Sammlung von möglicherweise relevanten Informationen. Er muss ebenso strukturiert aufgebaut und formuliert werden wie der Hauptteil.
Literaturverzeichnis [1]
- Alle verwendeten und zitierten Quellen auflisten
- Vollständige Angaben, sodass auffindbar
- Wird für einen einzelnen Satz eine Literaturquelle genannt, so ist diese vor dem Satzende einzufügen. Ist ein Absatz der Arbeit sinngemäß aus einer Quelle übernommen, so gehört der Verweis nach dem Satzzeichen an das Ende des Absatzes.
- Beispiel: 1. Dies ist eine Information [1]. Dies ist eine zweite Information. Die Quelle bezieht sich nur auf die erste Information.
- Dies ist eine Information. Dies ist die zweite Information. [2]
- Die Quelle bezieht sich auf den gesamten Abschnitt, also auf beide Informationen.
- Als Zitationsstil ist ein Stil zu verwenden, der im Text Nummern in rechteckigen Klammern [x] als Referenzen verwendet. Bei mehreren kombiniert zitierten Quellen sollen die Zahlen in den Klammern durch Kommata getrennt, bzw. bei Bereichen mit Bindestrichen angegeben werden.
- Ein Zitationsstil mit rechteckigen Klammern ist z.B. der IEEE-Zitationsstil.
- Generelles:
- Die Einleitung, der Abstract und das Fazit sollten zusammen ein rundes und (weitestgehend) vollständiges Bild der Arbeit geben.
- Ein systhematisches Vorgehen muss erkennbar sein
- Die Richtlinien guter wissenschaftlicher Praxis (https://www.tuhh.de/tuhh/uni/informationen/ordnungen-richtlinien/richtlinie-zur-sicherung-guter-wissenschaftlicher-praxis.html) sollten beachtet werden.
- Ergebnisse und Daten nicht manipulieren oder auswählen/unterdrücken, Fehler und Inkonsistenzen aufzeigen, korrekt zitieren, Ergebnisse kritisch hinterfragen.
Layout
- Die vom Institut bereitsgestellten Vorlagen können für die Erstellung der schriftlichen Arbeit verwendet werden. Abweichende, eigene Vorlagen dürfen nach Rücksprache ebenso verwendet werden. Insbesondere die Verwendung von serifenfreien Schriften kann für eine bevorzugte Darstellung am Computerbildschirm hilfreich sein.
- Tabellen und Aufzählungen oder zusammenfassende Grafiken zu Beginn eines Kapitels können den Überblick über die folgenden Seiten erleichtern
- Grafiken sollten, wann immer möglich, in Form von Vektorgrafiken eingebunden werden, um einen scharfen (Datei-)druck zu erhalten.
- Es ist darauf zu achten, dass bei der Erstellung des PDFs diese auch als Vektorgrafik erhalten bleiben und nicht in Bilder konvertiert werden.
- Mit Inkscape lassen sich Vektorgrafiken erzeugen. Aber auch mit Microsoft PowerPoint lassen sich leicht Zeichnungen erstellen und als .svg-Dateien speichern.
- Nur, wenn Photographien oder externe Bildquellen genutzt werden, sollten Pixelgrafiken verwendet werden. Einfache Diagramme, die zitiert werden, können eigenständig als Vektorgrafik gezeichnet und als Zitat kenntlich gemacht werden.
- Grafiken und Tabelle müssen beschriftet werden.
- Im Text muss auf die Grafiken und Tabellen verwiesen werden bevor sie gezeigt werden.
- Bei Grafiken steht die Bildunterschrift unter der Grafik. Bei Tabellen steht die Überschrift über der Tabelle.
- Leitfaden zur korrekten Formelschreibweise beachten.
- Visuelle Ankerpunkte sind für neue Leser sehr hilfreich. Dies sind vor allem Tabellen, Bilder oder Plots. Neue Leser überfliegen die Arbeit in der Regel zuerst und halten nach diesen Elementen Ausschau, da über solche Darstellungen besonders leicht ein Eindruck über den Inhalt gewonnen werden kann.
- Visualisierungen nutzen! Erläuternde Grafiken, Fotos, Diagramme, Skizzen, …
Schreibstil
- Der sprichtwörtliche Roten Faden ist ein besonders wichtiger Aspekt in wissenschaftlichen Arbeiten. Für den Leser muss an jeder Stelle ersichtlich sein, was untersucht / präsentiert wird und an welcher Stelle im Gesamtkontext der Arbeit er/sie sich gerade befindet. Es darf für den Leser keine Überraschungen im Aufbau geben. Die Informationen müssen in der richtigen Reihenfolge gegeben werden.
- Es wird im Präsenz geschrieben! Auch wenn Versuche, Untersuchungen oder Simulationen in der Vergangenheit stattfanden, werden das Vorgehen, die Ergebnisse, etc. im Präsenz beschrieben. Lediglich an wenigen Stellen, wenn zum Beispiel beschrieben wird, dass Versuche durchgeführt wurden, wird die Vergangenheitsform (Präteritum) verwendet.
- Wissenschaftliche Arbeiten werden im passiv geschrieben. Der Wisschaftler nennt sich oder seine Kollegen selber nicht.
- Lange (Schachtel-)sätze sollten vermieden werden. Ebenso ist eine simple Hintereinanderreihung von Hauptsätzen zu vermeiden. Haupt- und Nebensätzen sollten durchmischt werden und mit Subjunktionen verbunden werden, damit sich entsprechende Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Sachverhalten aufbauen lassen. Eine reine Hintereinanderreihung von Hauptsätze suggeriert lineare oder temporale Zusammenhänge zwischen den Inhalten, wohingegen Nebensätze Gegensätze oder Kausalitäten durch passende Subjunktionen elegant und kurz einbinden können.
- Vorwärtsverweise können an manchen Stellen sinnvoll sein, um den Roten Faden aufzubauen, sind ansonsten aber zu vermeiden. Rückwärtsverweise stützen ebenfalls den Roten Faden und sind erwünscht. Sie bauen eine Verknüpfung zwischen den verschiedenen Aspekten / Abschnitten der Arbeit auf.
- Füllwörter vermeiden (ziemlich, eigentlich, …)
- Zahlen 1-12 können ausgeschrieben werden. Größere Zahlen nicht.
- Es muss ein einheitliches Vorgehen gewählt werden.
- Eindeutige Begriffe verwenden, ggf. erläutern, wenn ein Begriff entgegen seiner gewohnten Definition verwendet wird.
- Fachbegriffe müssen konsistent verwendet werden.
- Wörtliche Zitate müssen vermieden werden.
- Es sollen möglichst Primärquellen verwendet und zitiert werden.
Wichtige Aspekte des Korrekturlesens
nach [2]
Formalia:
- Rechtschreibung
- Grammatik, Zeichensetzung
- Konsistentes Erscheinungsbild
- Wissenschaftliche Sprache, keine „Umgangssprache“
- Einfache, klare Sätze und Sprache
- Konsistente Verwendung von Fachwörtern
- Alle Abkürzungen sind erläutert
Inhaltliches/Information:
- Alle wichtigen Informationen enthalten? Überflüssiges gestrichen?
- Ergebnisse klar und eindeutig, sowie richtig?
- Werden Probleme dargestellt?
- Zusammenhänge logisch
- Alle Verweise korrekt
- Keine inhaltlichen Fehler
- Formeln und Rechnungen korrekt
Navigation:
- Zitate sind korrekt nummeriert, alle Quellen sind aufgeführt und online-Quellen abrufbar
- Alle Verzeichnisse sind vorhanden und vollständig, sowie übersichtlich
- Klare Differenzierung zwischen Ergebnissen und deren Interpretation?
- Bezug zur Aufgabenstellung, zu Grundlagen
- Überleitungen vorhanden
- „runde“ Erscheinung, von Einleitung zur Zusammenfassung
Visualisierung:
- Abbildungen, Tabellen, Grafiken, Diagramme genutzt
- Auf Abb. etc., wird verwiesen und sie werden erläutert
- Einheitliches Erscheinungsbild: Formatierung von Bildern, Tabellen, Seitenumbrüchen, …
- Korrekte Nummerierung von Verweisen, Abb., etc.
Abgabedatenträger
- Sollte alle Messdaten, Dokumente und die schriftliche Arbeit selbst enthalten
- Dateien der Quellen oder Citavi-Projekt
- sortierte Form, ggf. mit Textdateien (README), die die Sortierung näher erläutern
Quellen/weiterführende Literatur:
[1] A. Preißner, Wissenschaftliches Arbeiten: Internet nutzen, Text erstellen, Überblick behalten, 3. Aufl. München: Oldenbourg, 2012.
[2] J. Theuerkauf, Schreiben im Ingenieurstudium : effektiv und effizient zur Bachelor-, Master- und Doktorarbeit. Paderborn: Schöningh, 2012. [Online]. Verfügbar unter: http://d-nb.info/1018065970/04
Institut für Mechatronik im Maschinenbau (iMEK), Eißendorfer Straße 38, 21073 Hamburg